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Rosen, Tulpen, Nelken

Und wenn ich Euch ein Gedicht zumuten würde? Nur ein kleines. Es könnte zum Beispiel von Frauen, Alleen und Blumen handeln. Vielleicht würde ich noch einen Bewunderer einbauen. Einen, der keinesfalls ein Röslein bricht. Und die Blumen wären duftig und frisch, bös dornig niemals.

 

Und wenn mir das Gedicht aus dem Ruder liefe? Obwohl ich höllisch aufpasse. Einfach stinknormale Frauen, die so ein bisschen vor sich hinspazieren, habe ich im Sinn. Wenn das geht. Sie tänzeln nicht, humpeln nicht, schlurfen nicht. Aber sollen sie wirklich AUF Alleen gehen? Das ist irgendwie gewalttätig, nein? Im Verhältnis zum Weg oder zu den Steinen, meine ich. Unter den Steinen haust womöglich ein Lebewesen. Besser die Frauen gehen „in Alleen“ oder „durch Alleen“?

 

Und was ist mit den Blumen? Die dürfen auf keinen Fall beschädigt werden. Unter Umständen braucht der Bewunderer sie später. Oder den Bewunderer einfach weglassen? Bewunderung kommt ja oft von oben herab, auch wenn von unten hinaufgestaunt wird. Ohne den Blödmann braucht´s auch die dussligen Blumen nicht mehr. Jede Frau weiß schließlich, wie gefährlich diese Zierpflänzchen sein können. Im Kölner Karneval sind sie zum Beispiel eng mit regelrecht anstößigem Verhalten verknüpft.

 

Was mache ich aber jetzt mit den Frauen und den Alleen? Alleen sind ja auch nicht harmlos. Sie geben eine Richtung vor, schränken ein, führen ins Nichts oder auf vermintes Gelände.

 

Mit Frauen allein kriege ich aber kein Gedicht hin. Wahrscheinlich, weil ich überhaupt nicht dichten kann. Also kein Gedicht.

 

Wäre ich aber eine Dichterin, MÜSSTE demnach dichten, von innen heraus gedrängt oder fürs Geld, ich würde garantiert ersticken oder verhungern. Die Sache ist nämlich die, dass alle Wörter aus den Gedichten auch einen Hauptwohnsitz haben. Sie leben die meiste Zeit des Jahres in hässlichen Unterkünften, wo sie sich fast automatisch besudeln. Außerdem geht es sehr ungereimt zu beim Brüllen, Verachten und Niedermachen. Fürs Wochenende im Ferienhaus wird zwar fleißig geputzt und gepudert. Den üblen Geruch nach niedriger Häuser dumpfen Gemächern werden die geschundenen Worte aber einfach nicht los.

 

Deshalb ist die Poesie ein anrüchig´ Ding. Mal aus Versehen, mal absichtlich. Besonders widerwärtig ist´s, wenn Parfum drauf kommt.

 

Aber dichten müssen sie dürfen, die Dichter. Sie haben ja keine Wahl. Und nichts als das Alphabet. Gut sollte das Gedicht sein. Ob mit Zuckererbsen oder bösen Blumen garniert. Ins Schulbuch muss es nicht auf Teufel-komm-raus.

 

Foto: Susanne

 

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