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Kopflastig

Über Intelligenz habe ich mir nie Gedanken gemacht. Vielleicht, weil mein IQ dafür nicht ausreicht.  Die Gehirnleistung schien mir für immer und ewig so natürlich wie ungerecht verteilt. So wie die einen mit den Ohren wackeln und die anderen mit dem Bizeps fuchteln können.

 

Man muss natürlich die rätselhaften Vorgänge da oben überhaupt in Betrieb nehmen wollen. Üben schadet auch nicht. Meisterhaft muss es ja nicht werden. Dafür gibt´s Fußballvereine beziehungsweise Bayern München.

 

Trotzdem war mir immer klar, dass zum Beispiel im Kopf von Freddy, Leistungskurs Mathe erste Reihe rechts am Fenster, Dinge geschehen, von denen ich nicht die leiseste Ahnung habe. Freddy hieß Freddy nicht wegen Mercury, sondern wegen Quinn. Freddys Mutter hätte nämlich ein schöneres Leben gehabt, wenn ihr Mann zur See gefahren und dort draußen geblieben wäre. Sie hätte dann bei der Hausarbeit den „Jungen" besungen, der nicht wiederkommen sollte. Für die Nachbarn.

 

Freddy dachte Unverständliches in höchster Präzision. „Das ist das Wichtigste“, sagte er immer. Es ging außerdem rasant zu in seiner Dachstube. Wie im ICE. Wir kamen nicht mit, saßen reglos im Zug und sahen nur Schlieren aus Wald und Feld und Fuchs und Hase vorbeijagen, wenn Freddy die Welt erklärte.

 

Ein Glück, dass er nicht gut aussah. Er wollte auch keine und keinen küssen und keinem die Mutter mit dem Quinn-Fimmel zeigen. Gut auch, dass in dieser Zeit die soziale Intelligenz erfunden wurde. Als Ausgleich für die Minderbemittelten. Die Sozialdemokratie hatte Einfluss damals. So konnten auch wir lustigen Bauchtypen uns toll fühlen beim Abschreiben.

 

Später kam die emotionale Intelligenz dazu. Das war was für uns Frauen. Die da sind im Geiste schwach. Aber unschlagbar beim Mitfühlen. Das macht uns keiner nach. Keiner. Bis heute. Pflegen, sorgen, Füße waschen für zwölffuffzig. Was könnte schöner sein?

 

Jetzt steht die künstliche Intelligenz dreiviertels in der Tür. Ich sehe Freddy im Gefolge und bin zuversichtlich. So sachlich und gerecht wie er war niemand sonst. Logisch. Die künstlichen Intelligenzbolzen werden bestimmt den Hartz IV Satz erhöhen, Plastiktüten verbieten, das Erbrecht abschaffen, Kreuze im öffentlichen Raum abhängen und die tägliche Arbeitszeit verringern. Wir Menschen machen dann irgendwas mit Kunst.

 

Foto: lego.com

 

 

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Jutta (Sonntag, 29 April 2018 19:53)

    Die Geschichte von Freddy und auch das Beiwerk: Sie sind ein Sahnehäubchen am Sonntagabend!! �

  • #2

    Sandra (Montag, 30 April 2018 10:54)

    Chapeau, Susanne!!

  • #3

    Cläre (Montag, 30 April 2018 17:25)

    Dich zu lesen macht wirklich Spaß, auch wenn ich nur periphere Leserin bin,
    freu mich über und auf dich als Denkende, oder so.

  • #4

    Ich aus der Nachbarschaft (Montag, 30 April 2018 22:45)

    Gefällt mir sehr gut. Verstehe ich es richtig, keine gute Allianz Freddy und das was kommen wird. An emotionaler Arbeit soll es ja ausreichend auch in Zukunft geben. Da haben die Frauen dann Vorteile, sollen dann am besten preiswert bleiben, sonst wird’s für alle zu teuer!

  • #5

    Carsten (Donnerstag, 23 Mai 2019 20:19)

    Endlich wiedergefunden. Was für eine Geschichte.