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Im Kopf von Daniel Ortega

Ich weiß, das ist alles ein bisschen enttäuschend jetzt bei uns in Nicaragua. Besonders für die europäischen Brigaden von damals nach 1979. Als wir Somoza los waren. Oder hießen die gar nicht Brigaden? Vielleicht verwechsel´ ich da was mit einem anderen Bürgerkrieg. Spanien? Chile? Nein, Chile nicht. Man wird nicht jünger. Und meine Frau kann ich auch nicht ständig fragen.

 

Die Wenigsten haben übrigens so richtig gekämpft, mit Lebensgefahr und Blut und allem. Aber ich will mich nicht beschweren. Die jungen Deutschen, ihre kontinentalen Brüder und Schwestern und der eine oder andere Yankee taten, was sie konnten und erlaubt war: Geld sammeln, demonstrieren, für die teure Reise malochen oder die Oma anpumpen, um uns bei der Ernte zu helfen und beim ABC.

 

Ob Ostdeutsche dabei waren, weiß ich nicht hundertprozentig. Eigentlich durften die nur nach Angola, meine ich. Aber schon lustig, Kaffee als Kleinkaliber in der imperialen Auseinandersetzung. Die Westdeutschen haben Jacobs Kaffee zu den Verwandten drüben geschickt und uns den revolutionären Kaffee zum Solidarpreis abgekauft. Vielleicht ist auf diesem Weg sogar unser Kaffee zur Wartburg gelangt. Man stelle sich vor! Dann hätte nur noch einer im Koffeinrausch Thesen an den örtlichen Konsum kleben müssen und die Geschichte wäre vielleicht anders verlaufen.

 

95 auf einen Streich sind aber viel zu viel. Jeder Azubi im Marketing weiß das. Eine einzige Kernaussage reicht völlig und ist schwierig genug. Also: Jacobs Kaffee… wunderbar. Oder: El pueblo unido… . Nein, ich bin nicht zynisch geworden. Nur ein wenig müde. Da wünscht man sich einfach ein Bett. Ein Feldbett meinetwegen, aber ein paar Kissen wären gut, ein bisschen Bequemlichkeit. Das Alter, die Gicht, Ihr wisst schon.

 

Meinen Enkeln schreibe ich immer zum Geburtstag auf facebook: „Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.“ Ein Immanuel Kant soll das laut google gesagt haben. Ich glaube, er war Ostdeutscher, wenn nicht Russe.

 

Foto: Susanne Mafalda Buenos Aires

 

 

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