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Nützlich

„Wo ist denn die Mama?“ fragt der Vater und meint die Ehefrau. Vielleicht meint er auch, was er sagt. Wenn´s schwierig wird, ruft die ganze Menschheit nach der Mutter. Männer wie Frauen. Der Kuchen wird nichts, die Rosen haben Läuse und die Kinder schlechte Noten. Bei jeder Kleinigkeit möchte man sie anrufen. Beim Sterben wird sie sowieso verlangt.  Unabhängig davon, ob diese Mama Ähnlichkeit hat mit der aus dem Bilderbuch. Das ist auch besser so. Es könnte zu Verwechslungen kommen. Da sind ja auch böse Stiefmütter unterwegs.

 

Wir haben es hier aber keineswegs mit einer Kleinigkeit zu tun. Ein ungeheuer zotteliges Rindvieh steht im Garten. Es schaut verwirrt und bösartig. Schnaubt und stampft bedrohlich Richtung Balkontür. Es hat Zähne wie ein Hai. Das kann ich beschwören. 

 

Die Mutter kam zu spät. Das Tier war weg. Und wir haben aus Versehen überlebt.

 

Ich stelle mir neuerdings Fragen nach Nutzen und Überfluss. Personen, Gruppen und Dinge betreffend.

 

Mütter sind demnach total nützlich. Selbst in Abwesenheit. Sogar als Sündenböcke. Das sage ich jetzt mal so, gendervergessen. „Sündengeiß“ klingt blöd und nach was anderem.

 

Mütter sind außerdem sehr billig. Das bisschen Hartz IV im Alter fällt nicht groß ins Gewicht. Volkswirtschaftlich vermutet.

 

Väter sind selbstverständlich auch nützlich. Rasen, Dübel, Spinnen. Die jungen Väter mit Bildung, Gehalt über Schnitt und patenten Frauen sollen sogar vereinzelt die besseren Wickeltechniker und Trostspender sein. Leider haben sie wenig Zeit. Einer muss ja für Miete und Wachstum sorgen.

 

Aber, liebe Leute, wirtschaftliche Entwicklung entsteht ja nicht durch erweiterte Brutpflege. Wir wünschen uns umfassende Versorgung von der Kita bis zum Hospiz. Elternzeiten bis die Abteilung kollabiert, vierzig Jahre Rente auf Beamtenniveau und Yoga als Bildungsurlaub. Verständlich, aber wahnwitzig familiär.

 

Seien wir ehrlich: Wirtschaftlich überflüssig sind Kranke, Alte und Schwache aller Art.

Also wir alle. Früher oder später.

 

Wer soll das alles richten? Politiker. Oder Sammeltassen.

 

Foto: Susanne Gartenlokal Tallinn

 

 

 

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    bettina speth (Samstag, 16 Februar 2019 20:57)

    ich findeja,jedes einzelne mitglied einer familie ist absolut wichtig,für den einen mehr,für den anderen weniger,hauptsache die familie ist groß genug,um sich den charakter raussuchen zu können,der einem am meisten liegt!

  • #2

    Susanne (Sonntag, 17 Februar 2019 18:41)

    Ich probiere eigentlich nur Gedanken aus. Ohne jede Gewissheit. Wahrhaftig ist nur das eigene Erleben. Selbst, wenn es falsch ist. (Könnte von unserem Vater sein, oder?) :)

  • #3

    Bettina Speth (Freitag, 01 März 2019 09:02)

    klar...nur den hab ich da auch gesehen!