Wie kommt der Dreck ins Hirn?

Gestern habe ich wieder bei der Arbeit geraucht. Nicht im Büro, um Gottes Willen. Das ist mir zuletzt vor 20 Jahren passiert, als der alte Chef gestorben ist.

 

Ich stehe mit den anderen immer links am Eingang. Ich mache das nicht oft und nicht lang. Auf keinen Fall länger und öfter, als Kolleg*innen mit starkem Harndrang oder schlechtem Lippenstift den Hörer nicht abheben.

 

Zur Toilette gehe ich bei der Arbeit nicht mehr. Da kann mir keiner was am Zeug flicken. Rauchen plus Klo während der Arbeitszeit ist vielleicht ein Kündigungsgrund. Obwohl das garantiert Schlamperei vorbeugt. Aber wegen Schlamperei wird keiner entlassen. Das hätte ich mitbekommen.

 

Wir stehen in der Ecke, rauchen und suchen Antworten auf kleine und große Fragen, die vorbeikommen. Manchmal beantworten wir auch Fragen, die Passanten nur im Gesicht stehen. „May I help you?“ habe ich mir zurechtgelegt für solche Fälle. Das ist womöglich schlechtes Englisch, aber ich komme mir toll vor. Wie eine Botschafterin für Menschenfreundlichkeit.

 

Das UN-Mandat ist aber beschränkt, wenn ich ehrlich bin. Die Fragezeichen der Flaschensammler übersehe ich normalerweise. Den Bettlern kann ich das Warum und Wohin leider auch nicht erklären. Sie fragen mit Haut und Haar. Sehr unangenehm. Gut, dass sie kein Englisch können. Aber auf Rumänisch fiele mir auch nichts Gescheites ein.

 

Einem jungen Mann habe ich kürzlich das „May I“ angetragen. Sehr stolz war ich, hatte sogar Folgesätze parat. Er seufzte in kölschem Swing, dass ihm Rassisten auf die Nerven gehen. Aber „Et es wie et es.“ Dabei habe ich nur einen Farbigen zum Touristen geadelt. Wie kann ich wissen, dass das ein ganz normaler Horst aus Nippes ist.

 

Da fällt mir sofort wieder der andere Horst ein. Der Seehofer-Horst aus Bayern. Der mit dem politischen Asyl in Berlin. Dem war aufgefallen, dass ein Problem immer eine Mutter hat. Was soll ich sagen? Auch anerkannte Asylbewerber können recht haben.

 

Irgendwie muss ja alles ins Hirn hinein. Außer Säuglinge haben schon vor der Geburt heimlich die Bildzeitung gelesen. Die Liebeslieder müssen rein. Die Hassgesänge auch. Von da aus geht’s ins Herz und ist dort schwer wieder wegzukriegen. Wie peinliche Einträge bei facebook von früher.

 

Und kommt mir jetzt nicht mit der angeborenen Angst vor dem schwarzen Mann. Erstens ist die Wiege der Menschheit Afrika. Zweitens ist die Furcht vor Schläfenlocken genetisch nicht nachgewiesen.

 

Und drittens sind Männer immer mitgedacht bei der Mama. Dominant sogar. Hörste, Horst?

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bettina (Dienstag, 10 Dezember 2019 18:59)

    stimmt!einer muß ja an dem Husten eines Nichtrauchers schuld sein!
    aber warum steht dann unter der McDonald- Werbung nicht z.B.Fastfood kann zu Herz-
    verfettung führen oder dicke Autos verpessten unsere Luft und kann mit Lungenerkrankungen "enden"??
    und wer ist an dem Mindestlohn schuld?genau:der Farbige oder überhaupt der Ausländer!ja wie du sagst....schuld ist eigentlich nur der KRANKE KOPF des Einzelnen!Selbstzufriedenheit ist Grundvoraussetzung für alles