Christliches Abendland

Zwischen der Werbung für allerletzte Bestellungen zum heiligen Abend im Land der untergehenden Sonne war letztens ein Bild. Ein armselig untergebrachtes Kind war zu sehen. Es gibt Erwachsene in der Nähe. Vater und Mutter vermutlich. Keine gehobene Mittelklasse, untere auch nicht. Prekariat würde ich sagen. Daneben eigenartige Gestalten.

 

Ich denke an den „Tiger von Eschnapur“. Die Fremden auf dem Bild sehen aus wie die Märchenkönige im Film. Nicht wie die Lepra-Kranken, die aus dem Verlies wollen, als jemand aus Versehen die Tür aufmacht. Die Eingesperrten sind eklig und wütend. Sie kriechen mir entgegen, wild entschlossen. Jemand soll schnell die Tür wieder zumachen, denke ich mit Augen zu. Vielleicht war ich noch zu klein für den Film.

 

Über dem Dach der Baracke schwebt eine strahlende Figur. So à la Science Fiction. Eine Art Batman, aber mehr Frau. Hübsche Flügel, unpraktisches Kleid. Ich denke an die CSD-Parade in Köln.

 

Im ersten Moment weiß ich nicht, ist das ist ein Spendenaufruf für das Flüchtlingslager Moria? Da leben 17.000 Menschen in Unterkünften für 3.000 im Dreck. Viele Kinder. Schönes Abendland.

 

Oder ist da was aus dem Darknet rübergeschwappt? Keine Ahnung, wie die Preise für Neugeborene sind in gewissen Kreisen. Kundschaft wird es geben, gute Geschäfte garantiert.

 

Was bin ich froh, dass ich mal Katholikin war. Man kapiert sonst nullkommanichts von dem ganzen Setting. Die Zusammenfassung für Ahnungslose: Da wird vor 2000 Jahren ein Kind geboren. Der Vater ist Gott. Die Mutter hilfsbereit. Das Kind ist auch Gott. Wegen dem Vater. Wir beten das Kind deshalb an. Es kann sich schlecht wehren und glaubt am Ende selber an sich. Es nimmt aber kein gutes Ende mit dem Kindlein. Deshalb wird es noch doller verehrt.

 

Logisch, oder? Die Geschichte hat jedenfalls unglaublich vielen Menschen eingeleuchtet. Sie waren offenbar mit dem göttlichen Personal der Römer nicht mehr zufrieden. Das ging irgendwann bis hinauf zu Königen und Kaisern. „Entscheider“ würde man heute sagen. Diese widmeten im Lauf der Jahrhunderte das Ganze um. Die Bewegung aus Nahost wurde zum christlichen Abendland. Das muss man sich mal vorstellen: Ein verwirrter junger Mann, der nach heutiger Grenzziehung wahrscheinlich aus Palästina oder Israel stammt, hat am Ende den Papst erfunden.

 

Gleich drauf gab es aber Konkurrenz mit einer anderen Legende. Die nennt sich Islam. Ist aber auch unausgereift, wenn Ihr mich fragt. Inhaltlich und sprachlich schwach. Genau wie die Bibel. Aber immerhin geht es nicht um Kinderkram. Echte Krieger sind im Spiel. Ausgewachsene Männer. Mit Frauen und allem. Na gut, die Frauen waren oft kleine Mädchen damals. 

 

Jetzt ist das sehr viel Text geworden. Das liest keine Socke. Und ein gutes Ende habe ich auch noch nicht.

 

Egal: Am Ende ist alles Definitionssache. Wer ist Gott, wer Prophet und welcher Cousin am praktischsten. Nur Kinder sollte man nicht verehren, glaube ich. Besser, sich in echt ordentlich um die Pänz kümmern. Sonst verwahrlosen die. Werden ihr inneres Kind nie los und am Ende sind sie President und tyrannisieren die Welt.

 

 

 

 Foto Susanne: Kunstwerk von Anatol / Museum Insel Hombroich

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0