Wunschkonzert

Es heißt, das Leben sei kein Wunschkonzert. Darüber lässt sich streiten. Ein Leben ohne Wünsche, wie soll das gehen? Wir wünschen uns doch alle von Geburt an tausenderlei: Zuneigung, Wärme und zerdrückte Bananen am Anfang. Später vielleicht Erfolg, Geld und Hummersalat. Dazu kommen noch die ganz großen Sachen: Gesundheit, Liebe und Frieden auf Erden. Manche schrecken sogar vor dem Wunsch nach Glück nicht zurück.

 

Frei nach Peter Handke hat in diesem Jahr das Wünschen allerdings nicht viel geholfen. Vor allem mit dem Wunsch nach Geselligkeit sind wir nicht weit gekommen. Zwei Haushalte, 4 Personen, offene Balkontür bei 7 Grad. Vielleicht noch Hanna von nebenan dazugeschummelt. Die ist total vernünftig und sowieso ein bisschen kontaktarm.

 

Was wir uns aber auf keinen Fall wünschen, ist Bevormundung. Verbote, Gebote, Anweisungen, das war früher. Als wir Kinder waren und nichts machen konnten gegen die übernächtigten, äh übermächtigen, Eltern. Schluss, aus und vorbei. Wir lieben die Freiheit und wenn’s sein muss, kämpfen wir für sie. Jawohl. Freiheitskämpfer waren wir Deutschen schon immer. Die kühnsten Recken vor dem inneren Herrn. Von dem wir uns nur was sagen lassen, wenn’s um wichtige Dinge geht. Das Vaterland zum Beispiel und sichere Grenzen. Oder – ich darf mal bitte persönlich werden – ein Mindestlohn, der zum Himmel schreit, Renten unter Hartz IV, dafür aber billig fliegen und günstiges Grillgut zum Wohle aller. Wegen der teuren Freiheit, wie gesagt.

 

Wichtiger sind sowieso die leisen Gebote. Da gilt’s, da muss man brav sein. Wie es in Artikel 3 des Grundgesetzes steht: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen daran gehindert werden, jederzeit Einkäufe zu tätigen. Auch und gerade in schwierigen Zeiten. Der Herr, äh der Markt, hat uns Zalando geschenkt, Amazon, Ebay und Andreas Scheuer. Wir gehören zu den wenigen Ländern auf der Welt, in dem noch Freiheit auf den Straßen herrscht. Gleichauf mit freiheitsliebenden Staaten wie Afghanistan, Nordkorea und Somalia. Das muss uns erstmal einer nachmachen.

 

Ihr seht, das Wünschen hilft doch. Es müssen nur genügend Schwaben eng zusammenstehn. Wenn 20.000 Menschen sich selbst in größter Gefahr einsetzen für das Recht auf ein gleichzeitig selbstbestimmtes wie rücksichtsloses Leben, kann der Özdemir einpacken.

 

 

 

Frohe Weihnacht und ein gesundes Neues Jahr, in Freiheit, Saus und auch in Braus.

 

 

Foto: pixabay

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Arne (Samstag, 05 Dezember 2020 22:51)

    Es war zu der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat.... So fangen viele Märchen an. "Märchen" denkt man! Aber gerade da haben wir doch schon in Kindertagen viel über Moral gelernt, und nichts über "Geiz ist geil"! Bleibt nur zu wünschen, dass das wieder in Erinnerung kommt.
    Einstweilen: Vielen Dank für diesen unverblümten Blick auf die Wünsche unserer Tage, wie gewohnt mit spitzer Feder beeindruckend zu Papier gebracht!

  • #2

    Klaudia (Montag, 07 Dezember 2020 07:09)

    Bravo!!!!