Doof

 

Das Blöde ist, dass die wenigsten Menschen dumm sind. Also richtig dumm, total beschränkt sozusagen. Die Allermeisten sind durchschnittlich ausgestattet im Hirn. Mit den üblichen Leitungen und Zeiten fürs Denken. Hinz und Kunz, Frau Özmen und Herr Ngebi hätten es deshalb schon immer hingekriegt, das hochheilige Abitur.

 

Ein paar Sachen müsste man dafür natürlich wegdenken. Falsche Haut, komplizierter Name, Übergewicht, Schüchternheit. So was. Oder wegmachen. Falsche Schule, Mangel Lehrerinnen, Mangel Konto, falsche Wohnung. So was. Hat sich die SPD auch mal gedacht. Vor 50 Jahren. Da waren die Genossen noch näher dran an der Gründungsidee. 

 

Und es hat funktioniert. Über Nacht sind Tausende Kinder schlauer geworden. Sogar die Mädchen. Sogar in Bayern. Ein bisschen Bafög, ein wenig Pädagogik und schon machen im Jahr 1970 12 % eines Jahrgangs Abitur. Zwölf Prozent! Die wurden dann Anwalt, Arzt und Arbeitgeber. Außer die paar Frauen. Die studierten was Schönes. Kunst, Fremdsprachen, soziale Sachen. Man nannte das Neigung. Das klingt zu Recht wie eine Vorliebe für gewagte Leidenschaften. Und für zweifelhafte Altersvorsorge.

 

1990 haben schon 34 % der jungen Leute bei der Prüfung was Gültiges aufgeschrieben. Und zwei Tage später wieder vergessen.

 

(Quelle: https://www.gew-hb.de/aktuelles/detailseite/das-abitur-im-wandel/)

 

Heute sind es über 50 %. Die wollen alle was mit Computer oder Wirtschaft und damit Geld machen. Außer die vielen Frauen. Die studieren was Tolles, Medizin, Jura, BWL. Und halten mit Kind bald dem Gatten den Rücken frei. Das nennt sich Liebe. Mutterliebe hauptsächlich.

 

Vielleicht lesen Frauen vor dem Kind zu viele Romane. Sie entwickeln dann eine romantische Veranlagung. Die ist praktisch für Männer und verhängnisvoll für sie selber. Gut, dass nach dem Kind keine Zeit bleibt für geeignete Sachbücher. Rentenratgeber, Scheidungsstatistik, Teilzeitfalle. So was.

 

Aber ich wollte mich gar nicht über blöde schlaue Frauen aufregen. Das Dumme ist ja, dass sehr viele Menschen mit Abi blöd sind. Also richtig beschränkt. Man könnte auch klassenbewusst sagen. Für die sind die 50 % doof. Alle anderen sowieso. „Das kriegt man heutzutage geschenkt. Wir dagegen. Früher! Was haben wir geschuftet. Disziplin, Fleiß. Und heute? Ich sage nur Bremen. Fridays for Future. Freitags Schule schwänzen, ist bei dieser Minderleistung auch egal.“

 

Das ist wie mit dem 9 EUR-Ticket. Ist ja ok, den Leuten mitten im Sommer was zu schenken. Aber wenn die dann alle für umme nach Sylt wollen? Sollen sie doch nach Bad Münstereifel fahren und Heino besuchen.

 

Und mal ehrlich: Einer muss mir doch die Bulthaup-Küche aufbauen. Und eine muss hinterher sauber machen. Die können ja meinetwegen alle Doktoren der Soziologie sein. Mit einer DoktorIN, IN, IN, IN, ist ja gut, komme ich auch klar. Aber der Preis muss stimmen. Und bitte keine platten Sprüche aus Marx-für-Anfänger.

 

20 % der deutschen Bevölkerung haben Mühe, über die Runden zu kommen. 20 %, das sind 16 Millionen Menschen. OK, die wählen vielleicht nicht. Spielen deshalb keine Rolle. Außer fürs Klischee. Der Mann fährt am Sonntag mit dem geliehenen Maserati durch Köln. Die Mutter vom Kind hat derweil als Alleinerziehende im Hartz IV Regelsatz 8,78 Eur pro Tag für Lebensmittel zur Verfügung.

 

(Quelle: Die Zeit vom 2. Juni 2022 Das neue Statussymbol)

 

Hätten auch Abi machen können.

 

Sag ich ja.

 

Foto: Pixabay

 

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