Keine weiteren Fragen

 

Er sitzt herum in der jalousierten Wohnung und schaut vor sich hin. Manchmal auf Buchstaben. Die glotzen frech zurück. Haben nichts zu sagen. Es sind 38 Grad. Manchmal geht er in die Küche und holt Wasser. Guckt, was da so los ist.

 

Vielleicht der richtige Moment für Fragen. Mal gründlich alles überdenken. Nix mit Klima, Krieg und so Zeug. Was Gründliches. Was dahinter und drunter. Was aus der Tiefe. Muss keinen Sinn haben. Hört ja niemand zu.

 

Nichts fällt ihm ein. Nur was von früher. Was Gelesenes. Er kriegt’s nicht ganz zusammen. Nur das:

 

 

 

 

 

Sind Sie sicher, dass Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?

 

Warum?

 

 

 

Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher?

 

 

 

Hassen Sie leichter ein Kollektiv oder eine bestimmt Person, und hassen Sie lieber allein oder im Kollektiv?

 

 

 

Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?

 

 

 

Lieben Sie jemand? Und woraus schließen Sie das?

 

 

 

Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Und als welches?

 

 

 

Er nimmt die Schlüssel. Eine Runde im kühlen Auto. Das ist es jetzt.

 

 

 

 

 

 

 

(Fragen von Max Frisch, aus dem zweiten Tagebuch 1966-1971)

Foto: Susanne Marseille

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0