Würstchen, ohne alles

Auch das neue Jahr steht im Zeichen des Würstchens. Die Astrologie faselt zwar für 2023 von Kraft und Macht und also Mars. Aber die Sterndeuterei ist fast so schlecht sortiert wie der religiöse Krämerladen. Hat wenigstens noch niemanden umgebracht auf Erden, soweit ich weiß. Kann aber noch kommen. Vielleicht geraten demnächst verträumte Fische und willensstarke Skorpione aneinander. Bilden facebook-Gruppen, hetzen auf Twitter, verbünden sich gegen Löwe, Zwilling und Jungfrau.

 

Bei Frauen gibt es da ja eine lange Tradition. Bei echten Frauen. Die machen dem Würstchen offenbar Angst. Warum, weiß ich nicht. Sind ja normalerweise keine Gefahr auf dem Fußballplatz oder in der Vorstandsstube.

 

Irgendwas muss es da geben, tief drin im Würstchen. Das sagt ihm: Vorsicht, das Weib da wird Dich fressen. Ohne Senf aus Dijon und gewürzte Cornischönchen. Etwas sehr Altes muss da am Werk sein. Als es noch keine Vernunft gab. Als das Würstchen noch keine Verdickung hatte für ein Hirn. Oder wenigstens eine kleine Beule für ein Herzchen. Abfall aus der Metzgerei des Herrn war es zu Anbeginn aller Zeiten.

 

Weit noch vor Christi Geburt. Dieser junge Mann war wahrscheinlich ein ganz netter Kerl. Ein bisschen verpeilt vielleicht. Aber dass gerade der zum Symbol einer neuen Weltreligion wurde! Schon erstaunlich. Sammelt keine Soldaten, schickt seine Leute unbewaffnet los. Mit einer Botschaft, die zwangsläufig zum Selbstmord am Kreuz führt. Dass das einen höheren Sinn hat, hätte ich mir auch ausgedacht. Wäre ich in seiner Fan-Blase gewesen. Das Ganze wurde dann ja auch bald ausgeglichen von den mächtigen Verwaltern seiner Lehre aus der Wurstfabrik. Angst vor Frauen hatte er scheint’s auch nicht. Sonst hätte er eine geheiratet und am Olivenbaum festgebunden. Und seine Söhne hätten es ihm gleichgetan.

 

Es ist sowieso verwunderlich, wieso das eine Würstchen Frauen braucht für die ganze schöne Pracht und Tracht. Gern junge Frauen oder wahlweise Männer, auch jung. Wie die Berlusconis und Trumps dieser Welt. Andere wiederum nicht. Verstecken sogar die Damen an ihrer Seite. Aber vielleicht reichen Wladimir und Adolf, Taliban und Mullahs Gewalt und Zerstörung als Beweis ihrer Manneskraft. Die Reichweite ist so auch größer als im privaten Salon. Oder man wählt eine schöne Kombi.

 

Oder Frauen sozusagen ganz verbieten. Das finde ich bewundernswert nachhaltig. Wie in China. Da sollten lange die Frauen nur ein Kind kriegen. Das konnte selbstverständlich nur ein Sohn sein. Mädchen wurden deshalb massenhaft abgetrieben. Nicht ganz vernünftig auf lange Sicht. Aber Vernunft ist des Würstchens Sache nicht. Siehe oben.

 

Natürlich spricht das Würstchen von sich nicht als gepresste Matschepampe. Helden sind sie allesamt. Und viele haben ja auch Talente. Können Fußball spielen, Ministerien leiten, Unternehmen an die Wand fahren. Man findet sie auf Sylt, bei der Bild-Zeitung oder in der Filmindustrie. Sie mischen mit beim Angriff auf Sanitäter und singen zotige Lieder. Lustig muss auch mal sein.

 

Keinesfalls campieren Held:innen in Lützerath, im Hambacher Forst oder kleben am Asphalt. Und lassen sich beschimpfen als nichtsnutzige Gewalttäter.

 

 

Collage: Susanne

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