Schöner singen

Es hat jetzt wieder lang gedauert. Vielleicht denkt Ihr, die ist vor lauter Mühe um woke jetzt erschöpft eingenickt. Oder träge wegen Alter. Oder verzweifelt wegen Welt. Alles falsch. Gute Geschichten hab ich gesucht. In allen Zeitungen. Unterm Pflaster. In Hütten und Palästen. Auf Schritt und Tritt.

 

Die Vergangenheit hab ich weggelassen. Da ist schon Herr Merz unterwegs. Er hat auch allerhand Krimskrams gefunden in seinem Vorrat für wenn null  Einfälle. C wie Christbaum, D wie Dtschld, U wie Underberg. Der Söder Markus hat ihm das S dazu geschenkt. S wie Sozialtourismus. Kann auch Strauß sein, hing schon in seinem Jugendzimmer.

 

Auf X war ich auch nicht. Gute Meldungen sind da nur richtig schlimme Sachen. Das ist mir zu verwickelt. Also die etablierte Presse. Manche sagen, die lügen ständig. Das kann man nicht ausschließen. Es würde aber bei systematisch den anderen in der Branche auffallen. Die wollen sich ja nicht beim Lügen übertreffen. Glaube ich.

 

Ohne Glauben geht ja nichts. Seien wir ehrlich. Nicht in zähflüssigen Demokratien und nicht in der schönsten Diktatur. Mal ganz abgesehen von der Weihnachtsgeschichte. Die ist ja wirklich eine - sagen wir – enorme geistige Herausforderung für die Menschen. Zumindest, wenn sie außer Religionsunterricht noch was anderes hatten in der Schule. Wie das bei Friedrich Merz war mit seinem großen C weiß ich natürlich nicht.

 

Aber wo wir grad beim großen C sind, hier die wunderbare Nachricht: Junge Männer singen schöner, wenn ihnen junge Frauen zuhören.1 Die müssen sie allerdings sehen können. Bei Spotify funktioniert das nicht. Forscher der australischen West-Sidney-University haben das herausgefunden. Vielleicht sollte ich da aber erstmal anrufen? Nicht dass ich hier einem verhängnisvollen Fake aufsitze. Oder ruft einfach selber da an, verdammte Hacke.

 

Also jedenfalls haben die Jungs hörbar anders gesungen mit den Mädels in den ersten Reihen. Das haben alle Zuhörer bestätigt. Die Zuhörerinnen fanden es aber nicht nur anders, sondern „strahlender“.

 

Andererseits waren womöglich die jungen Damen ihrerseits von den jugendlichen Sängern geblendet? Oder es liegt alles nur an diesem einen, dem Johann Sebastian? Die Thomaner haben ja naturgemäß einen totalen Bach-Fimmel.

 

So, jetzt wisst Ihr, womit ich mich im gesamten November befasst habe. Aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Weil, im Dezember hab ich plötzlich Zweifel gekriegt. Nicht an den Australiern und nicht an der WELT. Obwohl die zum Axel Springer Konzern gehört. Das fiel mir gestern ein, als ich Günter Wallraff im Kaufland gesehen hab. Ich sage nicht vor welchem Regal. Diskretion ist Ehrensache.

 

An mir hab ich natürlich gezweifelt. Was ist mit deiner Haltung, deinen Überzeugungen, deiner Identität, deinem – jawohl - Glauben?

 

IST DIESE GESCHICHTE FRAUENFEINDLICH?

 

Jetzt ist es raus. Männerfeindlich ist sie sowieso. Das macht aber nichts. An deren Unterkomplexität in manchen Lebenslagen bin schließlich nicht ich schuld.

 

Wenn wenigstens wissenschaftlich erwiesen wäre, dass besser gesungen wird mit anwesenden Frauen. Ein deutlicher Qualitätsunterschied wäre gut. Dann würden ein paar Frauen in der Vorstandssitzung die Männerrunde inhaltlich nach vorne bringen. Oder läuft’s am End nur auf besser Gockeln hinaus? Womöglich ist alles wieder nur abhängig von Jugend, Schönheit oder gottbewahre Rocklänge der Grazien?

 

Ihr seht, man muss für korrekt sehr genau hinschauen. Das hab ich verbockt. Also vergesst den ganzen Schmonzes und lest für gut Bernardine Evaristo oder zum Gruseln Michel Houellebecq.

 

Ich wünsche Euch ein vergnügtes Neues Jahr, wo immer möglich und ein aufmerksames, wo’s nottut.

 

 

 

 

 

 

 

1 WELT 17.11.23

https://www.welt.de/kultur/article248544762/Choere-Warum-Knaben-anders-singen-wenn-Maedchen-im-Publikum-sitzen.html

Foto: Loriot

 

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